Seite lädt...
Okt. 31, 2025

Kinderschutz im Wandel

9. Kinderschutzfachgespräch beleuchtet psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Die Aula der Städtischen Realschule in Ochtrup war gut gefüllt – weit über 200 Fachkräfte, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Jugendhilfe, Gesundheitswesen und Verwaltung folgten am Donnerstagabend der Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Christina Schulze Föcking zum 9. Kinderschutzfachgespräch. Das große Interesse zeigte einmal mehr, wie stark das gemeinsame Engagement für das Wohl von Kindern und Jugendlichen im Kreis Steinfurt ist.

Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Dr. Anke de Haan, Leiterin der Traumaforschung im Kindes- und Jugendalter am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum. Sie gab eindrucksvolle Einblicke in die seelische Verfassung von Kindern und Jugendlichen heute – und machte deutlich, dass die vielzitierte „glückliche Kindheit“ für viele junge Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

„Die Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, sind andere als noch vor 20 oder 30 Jahren“, betonte Dr. de Haan. Neben Veränderungen in Familienstrukturen, steigendem Leistungsdruck und sozialen Medien belasten junge Menschen zunehmend auch globale Themen wie Klimawandel, Kriege und die anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie. Besonders alarmierend sei, dass rund 75 Prozent aller psychischen Störungen ihren Ursprung vor dem 25. Lebensjahr haben. „Viele Belastungen verwachsen sich nicht einfach – sie begleiten Betroffene oft bis ins Erwachsenenalter“, so Dr. de Haan.

Im zweiten Teil ihres Vortrags gab Dr. de Haan einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand zu Trauma und Traumafolgen im Kindes- und Jugendalter. Dabei machte sie deutlich, wie tiefgreifend traumatische Erfahrungen wirken können und wie entscheidend frühe Unterstützung und passende Interventionen sind, um langfristige Folgen zu mildern.

Ein weiterer zentraler Punkt war die Frage, ob der Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen eine zusätzliche Qualifizierung für Fachkräfte erfordert. Dr. de Haan nahm dies zum Anlass, um die Eindrücke und Erfahrungen der Teilnehmenden einzuholen: In einem offenen Austausch berichteten Praktikerinnen und Praktiker aus Schule, Jugendhilfe und Sport, wo sie in ihrem Alltag an Grenzen stoßen – und welche Unterstützung oder Fortbildungsangebote sie sich wünschen würden.

Der anschließende Dialog zeigte, wie wichtig es ist, frühzeitig hinzusehen, Hilfe zu vermitteln und sich untereinander zu vernetzen. Lehrkräfte und Trainer diskutierten, wie sie auffällige Verhaltensweisen wahrnehmen und richtig ansprechen können – und welche Wege es gibt, erste Schritte einzuleiten, ohne Grenzen zu überschreiten.

Auch Christina Schulze Föcking betonte in ihrer Moderation die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit aller Beteiligten im Kinderschutz:

„Kinderschutz ist wie ein großes Puzzle. Jedes Teil steht für eine Aufgabe, eine Verantwortung, eine Person, die hinschaut. Nur gemeinsam entsteht das ganze Bild – und damit wirklicher Schutz für Kinder.“

Das Kinderschutzfachgespräch hat sich im Kreis Steinfurt längst als feste Größe etabliert. Es bringt Fachkräfte, Wissenschaft und Politik an einen Tisch und zeigt, wie viel Kraft im gemeinsamen Austausch liegt. Das große Interesse der Teilnehmenden machte deutlich: Der Schutz und die seelische Gesundheit von Kindern bleiben ein zentrales gesellschaftliches Anliegen – heute mehr denn je.

Nach oben