„Cybergrooming“ nennt man es, wenn pädokriminelle Täter in Internet-Chats Kontakt zu Kindern und Jugendlichen suchen, um einen Missbrauch anzubahnen. Und es ist leider kein Rand-, sondern eher ein Massenphänomen. Hinzu kommen wachsende Probleme mit Beleidigungen und Anfeindungen, aber auch dem Verbreiten anzüglicher Inhalte unter Gleichaltrigen. Deshalb hat die NRW-Koalition von CDU und FDP sich das Ziel gesetzt, noch mehr als bisher für die Medienkompetenz der jungen Userinnen und User zu tun. Am heutigen Donnerstag bringen die Fraktionen ihren Antrag „Kinder und Jugendliche gegen die Gefahren im Internet sensibilisieren und stark machen“ im Plenum des Landtages ein. Dieser soll zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse überwiesen werden.
Christina Schulze Föcking, Sprecherin für den Kinderschutz: „Unsere Initiative ist Beispiel einer Politik, die zuhört und handelt. Ich war selbst mehrfach und auch mit Kollegen aus dem Landtag bei den Missbrauchsfahndern im LKA und habe miterlebt, wie Annäherungsversuche von Männern starteten nur Minuten, nachdem ein Account für ein fiktives zwölfjähriges Kind angelegt wurde. Parallel kommen fünf, sechs, sieben Anfragen, die Chats beginnen mit Hallo und Fragen nach dem Alter, biegen dann schnell ab zu dem Hinweis, man komme gerade aus der Dusche – binnen weniger Minuten gibt es oft die Aufforderung zum Sex. Da wird mir wirklich schlecht. Wir sprechen hier über öffentliche Chat-Portale und sogar Kleinanzeigen-Plattformen, wo die Fahnder mit dem Fake-Account einer Zwölfjährigen nach Babysitter-Jobs suchen. Die Täter fühlen sich im Internet sicher und die Ermittler erfahren wohl nur von einem Bruchteil der Fälle des Cybergrooming. Die Kinder und Jugendlichen sind überfordert mit den teils aggressiven, oft perfiden Sex-Nachrichten und schämen sich, ihren Eltern davon zu erzählen. Wir müssen ihnen mehr Sicherheit, Kompetenz und Stärke geben, um sich auch online zu behaupten. So wie wir unseren Kindern beibringen, die Straße zu überqueren, müssen wir sie auch im Internet an die Hand nehmen und behutsam anleiten, um sich sicher zu bewegen.“
Andrea Stullich, medienpolitische Sprecherin: „Mit unserem Antrag rücken wir den Kinder- und Jugendmedienschutz und die Prävention in Elternhaus und Schule weiter in den Fokus. Vertrauen zu Eltern und Lehrern und der mündige und verantwortungsvolle Umgang vor allem mit digitalen Plattformen und sozialen Medien sind wichtige Voraussetzungen dafür, unsere Kinder vor Gefahren im Netz zu schützen. Die Fähigkeit, digitale Medien zu nutzen, ist eine wichtige Schlüsselqualifikation, vergleichbar mit Lesen, Schreiben und Rechnen. Weil oft zuerst in der Schule auffällt, wenn sich ein Kind durch digitale Angriffe verändert, wollen wir Lehrerinnen und Lehrer bestmöglich dabei unterstützen, wie sie dann helfen können. Dafür sind, vor allem auch vorbeugend, gezielte Unterrichtseinheiten in der Schule zum Thema ,Gefahren im Internet‘ wichtig. Mit unserem Antrag wollen wir die Landesregierung darin bestärken, die bestehenden Kompetenz-Angebote für Eltern, Lehrkräfte und Akteure der Kinder- und Jugendhilfe gezielt weiterzuentwickeln und noch besser zu vernetzen, am besten direkt mit dem #Digitalcheck.NRW. Mit diesem Lotsen für individuelle Medienkompetenz-Förderung ist Nordrhein-Westfalen Vorreiter in ganz Deutschland. Auf dieser Plattform kann sich jeder selbst testen und bekommt passgenaue Angebote, zum Beispiel analoge Kurse in der Nähe oder digitale Webinare.“