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Apr 13, 2015

Münsterländische Volkszeitung: „Der Bund müsste Rheine helfen“

-kd- RHEINE. Sie schenkten sich nichts: Fair, mit Witz und Schl agfertigkeit, aber in der Sache überzeugt wurde beim „Wirtschaftsforum 2015“ der Rheiner CDU um den richtigen Weg für Rheine in eine gedeihliche Zukunft gerungen:„Innovationen für ein nachhaltiges Unternehmertum“ war die Veranstaltung in der neuen, futurististischen Hauptverwaltung der DEOS AG an der Birkenallee überschrieben. Drei hochkarätige Diskutanten standen auf dem Podium: Armin Laschet, Landesvorsitzender der CDU NRW und Fraktionsvorsitzender im Landtag, Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen von der Partei Bündnis 90/Die Grünen und Peter Lüttmann, parteiloser Sozialdezernent des Kreises Steinfurt und Bürgermeisterkandidat für Rheine. Di e Themen reichten von innovativen Energiekonzepten, dem Gesundheitsstandort Rheine und „weichen“ und „harten“ Standortfaktoren bis zum intelligenten Management von Gewerbeflächen. Vor Beginn der Veranstaltung führte Stefan Plüth, der Vorstandsvorsitzende der DEOS AG, gemeinsam mit Lüttmann interessierte Gäste wie die CDU-Landtagsabgeordnete Christina Schulze Föcking durch das Verwaltungsgebäude der DEOS AG, das als Deutschlands innovativstes Gebäude gilt.

Nobert Kahle, Vorsitzender der CDU Rheine, begrüßte die Gäste unterschiedlichster politischer Schattierungen. Sein besonderer Gruß galt Peter Lüttmann, Armin Laschet und Boris Palme, der als Bürgermeister von Tübingen in Baden-Württemberg den längsten Anreiseweg hatte. Die Stadt am Neckar hat nur wenig mehr Einwohner als Rheine, steht als Universitätsstandort und Hochtechnologie-Zentrum aber ganz anders da. Tübingen kann sich ansiedlungswillige Unternehmen aussuchen. Rheine muss hingegen um Investoren buhlen.

Im bodenständigen Westfalen hätten es innovative Technologien oft schwer, räumte Norbert Kahle ein. Lichtblicke wie die innovative DEOS AG in Rheine gebe es gleichwohl. Überhaupt sei es erstaunlich, welche innovative Wirtschaftskraft sich im münsterländischen Mittelstand entfalte.

Der Begriff der Nachhaltigkeit, das Thema des Abends, stamme eigentlich aus der Forstwirtschaft, erläuterte Kahle. Nachhaltig sei es, nicht mehr zu entnehmen, als nachwachse. Das Gegenteil sei Raubbau. Nachhaltigkeit sei demnach das „Grundprinzip allen Wirtschaftens.

Nachhaltig wirtschaften heißt vor allem Energie sparen. In welche Richtung diesbezüglich die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssten, machte Stefan Plüth in einem kurzen Statement deutlich. Er legte dar, dass Gebäude heute mit einem Primärenergieverbrauch von über 40 Prozent zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen zählten. Mit innovativer Regelung und moderner Anlagentechnik könnten aber bis zu 60 Prozent des Primärverbrauchs eingespart werden. Im Gegensatz zu den konventionellen und oft staatlich geförderten Energiespar-Maßnahmen wie Gebäudedämmung oder Fenstersanierung könne man mit intelligenten Energiemanagement-Systemen Amortisationszeiten von nur zwei bis drei Jahren erreichen. Konventionelle Maßnahmen rechneten sich oft erst nach 20 bis 30 Jahren. Hier müsse ein Umdenken stattfinden.

Energiemanagement war jedoch nur eines der Themen, die an diesem Abend gestreift wurden. Diskutiert wurde auch ü ber regenerative Energien aus Sonne und Wind. „Was nützen uns neue Offshore-Windparks in der Nordsee, wenn Bayern energieautark werden will“, machte Armin Laschet Hindernisse auf administrativer Ebene deutlich. Auch über das Management von neuen Wohn- und Gewerbeflächen – für Rheine mit seinen vielen Bundeswehr-Liegenschaften ein wichtiges Thema – gab es kontroverse Ansichten. Während Peter Lüttmann die Ausweitung von Gewerbeflächen in Rheine als Erfolg verkaufte, warnte der „grüne“ Bürgermeister von Tübingen vor einem „Ausverkauf“ der Natur: „Heuschrecken fressen auch nach außen, wenn innen alles kaputt ist“, zog er einen Vergleich. Er setzte auf ein intelligentes Management von Gewerbeflächen und „qualitatives Wachstum nach innen“.

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer in der Auffassung, dass eine Stadt sich in Zeiten demografischen Wandels um junge Menschen bemühen müsse. Hier seien Zuwanderer und Flüchtlinge durchaus als Chance zu betrachten.

Ein Thema war auch der Bundeswehrabzug aus Rheine. Applaus gab es, als Armin Laschet zum Thema Konversion von Bundeswehr-Liegenschaften feststellte: „Einer Stadt wie Rheine müsste der Bund helfen.“

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