Kreis Steinfurt – Viele hielten es zuerst für einen Karnevalsscherz, aber es ist wahr: Landrat Thomas Kubendorff tritt am 13. September nicht mehr für eine Wiederwahl an. Es sind sehr persönliche Gründe, die ihn zu diesem Entschluss kommen ließen.
Damit hat niemand gerechnet: Völlig überraschend kündigte Landrat Thomas Kubendorff gestern Mittag an, dass er am 13. September nicht mehr für das Amt des Landrates im Kreis Steinfurt kandidieren werde.
Die Entscheidung, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten sei im Umfeld seines 59. Geburtstags am 5. Januar gefallen, sagte Kubendorff. „Willst Du das wirklich noch einmal fünf Jahre machen?“ habe er sich gefragt. „27 Jahre Vollgas“, zuerst als Dezernent in Hattingen, dann 16 Jahre als Landrat im Kreis Steinfurt, hätten an seinen Kräften gezehrt. Angesichts seines 60. Geburtstages im nächsten Jahr sei er mehr und mehr ins Grübeln gekommen, habe über seine Lebensperspektive nachgedacht und sich gefragt: „Wie viele Jahre hast Du noch?“ Immer ein voller Terminkalender, jede Menge Verpflichtungen am Abend und am Wochenende, immer fremdbestimmt zu werden – das alles habe ihn mehr Kraft gekostet, als er sich lange selbst zugestanden habe, sagte Kubendorff. Er spüre auch das Alter – „was mit 50 leicht fiel, fällt jetzt eben schwerer“.
Mit dem Streit um den FMO und dem Konflikt mit FMO-Geschäftsführer Gerd Stöwer habe sein Verzicht auf eine erneute Kandidatur nichts zu tun, betonte der Landrat auf Nachfrage. „Theater“ habe es schon oft gegeben und wer ihn kenne, wisse, dass er die Auseinandersetzung nicht scheue. Außerdem sei er ja noch bis zum 20 Oktober im Amt und werde „bis zum Schluss gute Arbeit abliefern“. Das gelte auch für den FMO, für den er gerne noch die Weichen für die Zukunft stellen wolle.
Auf die Frage, ob er nicht „einen Gang runterschalten“ und trotzdem ein guter Landrat sein könne, meinte Kubendorff: „Mit halber Kraft den Landrat machen, das funktioniert nicht“. Seine Devise sei in diesem Falle „ganz oder gar nicht“. „Ich möchte wieder Zeit haben raus aus dem Terminstress, die Muße und die Konzentration haben, ein anspruchsvolles Buch zu lesen“ – da habe er sich am Ende eben für das „gar nicht“ entschieden.
Nach dem 20 Oktober werde er erst einmal Urlaub machen und dann freiberuflich arbeiten, nahm Kubendorff zu seinen Zukunftsplänen Stellung. Er könne sich vorstellen ein „Büro für strategische Entwicklung“ zu gründen und andere Kreise, außerhalb des Münsterlandes in Fragen der Klimapolitik, der Tourismusförderung oder der Kreisentwicklung zu beraten und zu diesem Themen Vorträge zu halten. „Da gibt es viele Betätigungsfelder, aber ich kann meine Termine und den Umfang der Arbeit selbst bestimmen,“ sagte Kubendorff.
Auf die Frage nach seinem Nachfolger gab sich Kubendorff zurückhaltend: „Es ist immer schwierig, als Amtsinhaber Aussagen zu seinem Nachfolger zu machen“. Es sei nun Aufgabe des CDU-Kreisvorstandes die Nachfolge-Diskussion zu führen. Auf die Frage, ob Kreisdirektor Dr. Martin Sommer nicht der naheliegende Kandidat sei, meinte Kubendorff nur: „Jetzt Namen zu nennen, wäre nicht fair.“ Sommer selbst ist derzeit erkrankt und nicht erreichbar.
Die CDU-Kreisvorsitzende Christina Schulze Föcking bedauerte gestern Kubendorffs Entscheidung: „Das hat mich natürlich überrascht.“ Zunächst aber wolle sie Thomas Kubendorff danken für eine „total tolle Arbeit“, dank der der Kreis Steinfurt in jeglicher Hinsicht sehr gut dastehe. In der Nachfolgefrage gebe es aber keinen Grund zur Panik. Es gehe jetzt darum, einen Kandidaten zu finden, der den Kreis „fachlich und menschlich in eine gute Zukunft“ führen könne. Auch sie wollte noch keine Namen nennen, aber die CDU könne zum Glück „aus dem Vollen schöpfen“. Der Kreisvorstand werde einen Vorschlag machen über den dann ein Kreisparteitag entscheiden werde, beschrieb sie das weitere Prozedere.