„Es geht um Menschenwürde“
Mangelernährung: Eine Krankheit, die zum Tode führen kann. Auch hierzulande. In Tecklenburg wurde jetzt die Deutsche Stiftung gegen Mangelernährung gegründet.
„Mangelernährung“: Wer würde glauben, dass es diese hierzulande gibt? Eine Krankheit, die zum Tod führen und viele Ursachen wie Darmstörungen, Nierenfunktionseinschränkungen, Appetitverlust im Kontext einer Krebstherapie haben kann?
Rund 100 Freunde, Förderer, Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirchen und Gesundheitswesen feierten am Samstag in der Remise des Wasserschlosses Haus Marck die Gründung der „Deutschen Stiftung gegen Mangelernährung“. Ihnen geht es um Menschen, die teils immer noch zu Unrecht auf Palliativstationen abgeschoben werden, die nicht oder wenigstens nicht so früh sterben müssten. Es geht ihnen um „die Würde des Menschen“, um „Lebenszeit“ und „Lebensqualität“ – so die Stichworte des Abends.
Der Landtagsabgeordneten Christina Schulze-Föcking (CDU) ist die Übernahme der Schirmherrschaft für die neue Stiftung eine politische Herzensangelegenheit. Bei rund 33 Millionen Menschen in Europa bestehe das Risiko der Mangelernährung, erklärte sie in ihrem Grußwort. Hinter Zahlen steckten „betroffene Menschen und Angehörige die sich sorgen“. Worte, die durch Ansgar Nospickel aus dem CDU-Kreisverband Steinfurt verlesen wurden. Schulze-Föcking war durch eine Bundesversammlung der CDU in Berlin am pünktlichen Erscheinen gehindert worden.
Wozu eine Stiftung gegen Mangelernährung? Diese Frage beantwortete auch die freie Journalistin Claudia Keller, die künftig als Pressereferentin der Stiftung tätig sein will. Ihr ständiger Begleiter ist ein Rucksack. Darin befinden sich eine Nährstofflösung und eine Pumpe zur künstlichen Ernährung.
„Wenn man mich so sieht, denkt man nicht, dass ich krank bin“, sagt sie. 2003 konnte sie plötzlich keine Nahrung mehr aufnehmen. Auf 35 Kilogramm abgemagert und auf einer Palliativstation mittels Katheter gerade so stabil gehalten, stieß sie im Internet auf Prof. Dr. Markus Masin, Mitglied im Stiftungsvorstand.
Der Ernährungswissenschaftler macht sich seit fast zwei Jahrzehnten als Beauftragter für klinische Ernährung des Universitätsklinikums Münster für parentale Ernährung stark. Wie er erläuterte, steht im konzeptionellen Mittelpunkt der neuen Stiftung der Aufbau von Ernährungsambulanzen. Dabei werde die Stiftung nicht Geld verteilen, das irgendwo versacke, sondern Krankenhäusern kostenlos qualifiziertes Personal zum Aufbau solcher Ambulanzen zur Verfügung stellen.