Seite lädt...
Sep 30, 2014

Westfälische Nachrichten: 25 Jahre Kardinal-von-Galen-Gesamtschule: Festakt im Forum mit 250 Gästen

 

Nordwalde – Unter dem Motto „Nordwalde macht (Gesamt-)Schule“ hat die Kardinal-von-Galen-Schule den Auftakt zu ihrem Jubiläum gefeiert. Etwa 250 Gäste waren im Forum zur Feierstunde mit Festvortrag versammelt. Neben Lehrern, Eltern- und Schülervertretern auch viele Ehemalige, Kooperationspartner sowie Schulleiter aus der Umgebung.

Schulleiterin Karla Müsch-Nittel freute sich, dass der parteiübergreifende Konsens, der die Gründung der Gesamtschule 1990 ermöglicht hatte, noch immer trägt: „Das kann man heute an den vielen Nordwalder Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft sehen.“

Wie erstaunlich die Gründung einer Gesamtschule in Nordwalde unter den damaligen politischen Bedingungen war und auch welch große Bedeutung die KvG für die Gemeinde und viele andere Kommunen rundherum hat, konnte man aus den Grußworten der Ehrengäste und einem kurzen, poetischen Rückblick des ehemaligen Schulleiters Dr. Meinolf Rohleder heraushören. Unter dem Titel „Träumen, wachsen, lernen“ entführte Rohleder in die Gründungszeit der Schule, erinnerte an wichtige Weichenstellungen, wie die Entwicklung der Oberstufenprofile, die Partnerschaft mit Amilly oder die Tradition der Mädchenförderung. Auch Wehmütiges war dabei, etwa die Erinnerung an die Enttäuschung, dass der gut funktionierende Schüleraustausch mit Israel angesichts der zweiten Intifada beendet werden musste.

Bürgermeisterin Sonja Schemmann wagte unter dem Slogan „Schule einfach (noch) besser machen“ einen Blick in die Zukunft und kam zu dem Fazit, dass nichts je einfach sei, es sich aber trotzdem immer lohne.

Bernhard Hembrock, stellvertretender Landrat, wies darauf hin, dass heute in vielen Kommunen im Kreis das nachgeholt werde, was Nordwalde schon lange hinter sich hat: einen Ort des gemeinsamen Lernens einzurichten.

Landtagsabgeordnete Christina Schulze Föcking (CDU) machte mit sehr persönlichen Worten klar, dass sie sich immer ganz besonders von der Atmosphäre an der Schule angesprochen fühle. Seinen Dank an die Lehrer ließ der Bundestagsabgeordnete Karl Schiewerling (CDU) in einem schriftlich übermittelten Grußwort ausrichten.

Dem schloss sich die Schulleiterin ausdrücklich an und erweiterte ihn noch: „Mein Dank gilt ebenso einer außerordentlich engagierten Elternschaft, den ideenreichen, motivierten Schülerinnen und Schülern sowie der Gemeinde Nordwalde, die auch in Zeiten klammer Kassen nie einen Zweifel daran gelassen hat, voll hinter der Schule zu stehen.“

Was sie unter Elternmitarbeit verstehen und warum die KvG „ihre“ Schule ist, stellten der Schulpflegschaftsvorsitzende Andreas Hestert und die Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Susanne Thedieck mit Überzeugung vor und beantragten dazu gleich eine Änderung des Mottos in „Nordwalde macht sehr gut (Gesamt-)Schule“. Das Schulorchester unter Leitung von Andreas Klein schloss sich den Grüßen musikalisch an und sorgte mit Filmmusik für Gänsehaut.

Prof. Dr. Wilfried Bos vom Institut für Schulentwicklungsforschung der Technischen Universität Dortmund hielt den anschließenden Festvortrag und ging auf die Frage ein: „Ist die Schule die Institution zur Erhaltung der Bildungsgerechtigkeit?“ Der renommierte Erziehungswissenschaftler hatte viele Zahlen aus dem Chancen-Spiegel 2012 und 2013 im Gepäck, die eindrucksvoll belegen, dass es um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit schlecht bestellt ist in Deutschland. Anschaulich und mit einer kräftigen Prise Humor füllte er das vermeintlich trockene Zahlenwerk für seine Zuhörer mit Leben. Viel Zustimmung gab es, als Bos sich deutlich und wissenschaftlich belegt von „deutschen Besonderheiten“ wie der Aufteilung von Viertklässlern auf verschiedene Schulen und dem Sitzenbleiben distanzierte: „Sinnlos, wie viele Studien zeigen.“ Einzig über den „ganz selten mal nötigen Schuss vor den Bug durch Sitzenbleiben“ würde er sich noch einmal unterhalten wollen. Mit pointierten Erläuterungen, etwa zum „Lieblingsfeindbild Bayern“, hatte Bos die Lacher auf seiner Seite, löste gleichzeitig aber viel Nachdenklichkeit aus mit einer Reihe von Befunden, die zeigten, wie dramatisch der Bildungserfolg in Deutschland von der Herkunft abhängt. Ernster Gesprächsstoff für den Ausklang bei Sekt und Orangensaft.

Nach oben